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 Was das E-Book #1000 Tode schreiben mit der Hospizidee zu tun hat

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Es ist gut, dass das E-Book der Initiatorin und Verlegerin Christiane Frohmann das Thema Tod und Sterben so massiv ins Leben holt. Und es ist gut, dass Erlöse aus dem Buchverkauf an ein Kinderhospiz gehen sollen. Denn so lädt das Buch nicht nur zu einer ganz persönlichen Auseinandersetzung mit dem Tod ein, sondern es schlägt auch eine Brücke zur Hospizidee, für die sich in Deutschland mehr als 100.000 Menschen engagieren. Eines Tages werden vielleicht wir oder unsere Angehörigen dankbar sein, dass die Hospizbewegung auch in Deutschland den Umgang mit sterbenskranken Menschen verändert hat.

Totenbretter

Vielleicht trifft es Euch nicht. Das schleichende, zermürbende Sterben eines Angehörigen. Vielleicht steht Ihr nie auf der Intensivstation am Bett eines geliebten Menschen, der plötzlich ins Koma gefallen ist und nicht mehr zurückkehren wird. Egal, welche Fratze der Tod Euch zeigt: Es geht darum, Sterben als Teil des Lebens zu sehen, eine Hand zu halten und zuzuhören, letzte Dinge zu besprechen, oder wenigstens Abschied auf Berührung zu nehmen. Und mit dem Schenken von Nähe zu signalisieren: „Du wirst sterben, aber Du bist nicht allein.“

Es geht nicht darum, dem Leben mehr Tage zu geben, sondern den Tagen mehr Leben.
Cicely Saunders (1918-2005)*

Hospizler machen das. Sie erinnern uns daran, dass sich menschliche Größe auch daran bemisst, wie wir mit sterbenskranken Menschen und ihren Bedürfnissen umgehen. Sie helfen uns zu erkennen, dass in dem Raum zwischen Leben und Tod bis zuletzt die Menschenwürde wohnt. Sie ermutigen uns, einem Sterbenden nichts an Liebe und Zuwendung schuldig zu bleiben. Das ist Leben. Und ich bin dankbar, dass ich das von Hospizlern lernen durfte, als ich das erste Mal hilflos auf einer Intensivstation stand.


 Mein Text für das E-Book „Tausend Tode schreiben“


Der verwandelte Tod

Für den letzten Kuss
komme ich zu spät.
Du bist schon eiskalt.
Aber Du lächelst.

Jemand muss Dich
mehr lieben als ich,
denn in seinem Augenblick
ist der Tod besiegt
und zerfallen in ein Licht,
das mich mit der Gewissheit
der Verheißung tröstet.

Noch am selben Tag
pflanze ich Dir
– fast heiter –
frische Blumen.
Blau müssen sie sein.
Himmelblau.


Das E-Book „Tausend Tode schreiben“

Die Idee von Christiane Frohmann war und ist, „in Form von tausend kurzen Texten tausend höchst subjektive Ansichten auf den Tod zu versammeln, damit diese zusammenwirkend einen transpersonalen Metatext über den Tod schreiben, aus dem wiederum ein plausibles Bild dessen entsteht, wie der Tod in der heutigen Gesellschaft wahrgenommen wird, welche Realität er hat, wie und was er ist.“

Inzwischen ist eine aktualisierte dritte Version mit 350 Autoren erschienen. Zur Leipziger Buchmesse erscheint eine Zwischenversion 3.1 mit 500 Texten. Die jeweils neuere Version ersetzt die ältere Version, wer einmal das E-Book gekauft hat, bekommt die neuere Version umsonst. Bis zur Frankfurter Buchmesse im Oktober will Christiane Frohmann für die finale Version tausend Texte sammeln.

Christiane Forhmann
Tausend Tode schreiben
ISBN ePub: 978-3-944195-55-1
ISBN mobi: 978-3-944195-56-8
EUR 4,99; FR 6,00
Version 3, erschienen am 13. Februar 2015. Erhältlich bei:
minimore.deAmazonkindlebeambol.debuch.chbuch.debuecher. deciandohugendubel.deiTunes, thalia.atthalia.chthalia.de, txtr,
weltbild.atweltbild.ch und weltbild.de

Beteiligung am Crowd-Schreiben

Das E-Book ist auch offen für fremdsprachliche Texte. Für die Version 4 sucht Christiane Frohmann mehr Texte von Kindern und Jugendlichen sowie von Menschen, die beruflich mit dem Tod zu tun haben. Auch Tweets können eingereicht werden. Wer sich für das Mitschreiben interessiert, schaut am Besten in die Projektbeschreibung und  in das Exposé. Den Frohmann Verlag von Christiane Frohmann findet Ihr auf Twitter und Facebook.

Spenden für das Kinderhospiz Sonnenhof

Warum ich Spenden für das Kinderhospiz für eine gute Idee halte, habe ich an anderer Stelle ausgeführt.


Am Ende zählt der Mensch

Die Hospizidee beschreibt der Deutschen Hospiz- und PalliativVerbandes e.V. wie folgt: “ Die Grundposition muss lauten, das Leben in seiner Gesamtheit und das Sterben als einen Teil des Lebens zu begreifen und ein Leben – und somit auch ein Sterben – in Würde zu ermöglichen. Dazu gehören größtmögliche Autonomie bis zuletzt, Schmerzfreiheit und gleichzeitig Geborgenheit in vertrauter Umgebung und im Kreis der Familie und Freunde, professionelle palliativmedizinische und -pflegerische Betreuung sowie verlässliche psychosoziale wie spirituelle Begleitung.“

Die deutsche Hospizlandschaft

In Deutschland gibt es nach Angaben des Deutschen Hospiz- und PalliativVerbandes e.V. (Stand 2014) rund 1.500 ambulante Hospizdienste, 214 stationäre Hospize für Erwachsene, 14 stationäre Hospize für Kinder, Jugendliche und junge Erwachsene, mehr als 250 Palliativstationen in Krankenhäusern. „Mehr als 100.000 Menschen engagieren sich ehrenamtlich, bürgerschaftlich und hauptamtlich und unterstützen die Arbeit für schwerstkranke und sterbende Menschen. Diese sollen während ihrer letzten Lebensphase nicht auf die Geborgenheit und die Wärme einer vertrauensvollen Begleitung verzichten müssen. Wenn es ihr Wunsch ist, sollen sie soweit wie möglich in ihrem gewohnten häuslichen Umfeld betreut und versorgt werden.“

Hospize sind Lebensorte

Die moderne Hospizbewegung (hospitium = lat. Herberge) sieht sich in der Tradition derjenigen Herbergen, die ab dem Ende des 4. Jahrhunderts nach Christus entlang der Pilgerrouten in ganz Europa entstanden und die gleichermaßen gesunden und kranken Pilgern Gastfreundschaft boten. Erst im Laufe der Zeit hatten die Herbergen vorrangig die Pflege kranker Menschen zum Ziel. An diese ‚Herbergen’ knüpft die moderne Hospizbewegung symbolisch an, indem sie Orte schaffen will, an denen schwerstkranke und sterbende Menschen auf ihrem letzten Weg versorgt und begleitet werden, damit sie an ihrem Lebensende in Würde Abschied nehmen können.“


*Cicely Saunders (1918-2005), Ärztin, Sozialarbeiterin und Krankenschwester, gründete 1967 das St. Christopher’s Hospice in London, das erste Hospiz der Neuzeit, das ganz auf die Wünsche und Bedürfnisse sterbenskrnker Menschen ausgerichtet ist. Von dort breitete sich die moderne Hospizbewegung in viele Länder innerhalb und außerhalb Europas aus. In den 80er Jahren wurden auch in Deutschland die ersten hospizlichen und palliativen Einrichtungen gegründet.


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